Erinnerung und Mythos im autobiographischen Erzählen


Autobiographisches Erzählen spiegelt durch Erinnerungen und Mythen die Rolle des kulturellen Gedächtnisses in literarischen Texten wider. In diesem Sinne vergegenwärtigt das autobiographische Erzählen die kulturelle Vergangenheit des erinnernden und erzählenden Ichs. Es konstruiert und rekonstruiert Kindheit und Lebensgeschichten als Bedeutungszusammenhang. Autobiographische Texte haben damit den Charakter von Mythen, welche die Gegenwart erklären. Persönliche Erinnerung wird mit kollektiver Historie gekoppelt. Die Konstruktion der eigenen Kindheitserinnerungen vollzieht sich also im Rahmen einer geschichtlich-kulturellen Dimension. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, die Rolle und Funktion von Erinnerung und Mythos in den Kindheitserinnerungen in autobiographischen Texten herauszuarbeiten. Hierzu wurden ausgewählte autobiographische Werke von deutschen (Christoph Meckel, Peter Härtling) und türkischen Schriftstellern (Murathan Mungan, Nedim Gürsel) herangezogen und analysiert, wie Erinnerung und Mythos in den Kindheitserinnerungen konstruiert werden. Die Werke wurden unter Zuhilfenahme der werkimmanenten Methode untersucht. Auch wurde ein pluralistisches Verfahren genutzt. Als Ergebnis der Analyse konnte festgestellt werden, dass durch autobiographisches Erzählen die Schriftsteller ihre prägenden Kindheitserfahrungen literarisch in eine zusammenhängende Geschichte bringen, um Sinn zu erzeugen. Die erinnerten Kindheitserinnerungen werden mit Mythen in Verbindung gebracht, so dass eine ganzheitliche Erzählung entsteht. Der Inhalt der analysierten Texte ist ähnlich, da es in allen Texten um Geschichten von Kindern ohne Väter geht. Die damit gemachten Erfahrungen sind natürlich individuell und unterschiedlich. Mit dem Erzählen dieser Geschichten wird die erinnerte Kindheit durch die Übertragung an weitere Generationen allerdings im kulturellen Gedächtnis festgehalten und fest verankert.


Keywords


Erinnerung, Mythos, Autobiographisches Erzählen, Kindheit, Kulturelles Gedächtnis.

Author : Seval KARACABEY
Number of pages: 299-309
DOI: http://dx.doi.org/10.7827/TurkishStudies.12715
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Journal of Turkish Studies
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